Mantodea – die Meisterin der Tarnung
Vor einigen Jahren fiel mir zum ersten Mal dieses große, längliche, grüne Insekt mit seiner einzigartigen Körperhaltung auf unserer Terrasse auf. Es war eine Gottesanbeterin! Sie weckte sofort mein Interesse und ich wollte mehr über sie wissen. Mittlerweile habe ich vieles über diese besondere Insektenart erfahren und möchte euch hier einiges davon berichten.
Die Gottesanbeterin ist eine Fangschrecke mit einer Größe von fünf bis acht Centimeter und trägt ihren Namen, da sie ihre langen Fangarme oft so hält, als würde sie beten. Der wissenschaftliche Name „Mantodea“ kommt vom alten griechischen Wort „mantis“, das übersetzt „Prophet“ bedeutet.
Artenvielfalt und Lebensraum
Es gibt über 2400 verschiedene Arten, am bekanntesten ist die Europäische Gottesanbeterin. Sie ist streng geschützt und zählt zu den gefährdeten Tierarten. Diese Fangschrecke lebt in bestimmten Gebieten in Mittel- und Südeuropa, auch in Österreich kann man sie mittlerweile rund um den Neusiedler See entdecken. Der merkbar zunehmende Klimawandel mit milderen Wintern und heißen Sommern hat sich für die einzige heimische Fangschrecke positiv bemerkbar gemacht. So kann sie sich auch bei uns mehr und mehr ausbreiten. Sie ist nämlich eher eine Sonnen- als eine Gottesanbeterin und liebt warmes, trockenes Wetter.
Büsche und Sträucher auf sonnigen Wiesen sind ihr bevorzugtes Jagdrevier. Dort findet sie unterschiedliche Insekten, die sie blitzschnell mit ihren Fangarmen erfasst. Fliegen, Heuschrecken, Spinnen, Wespen und Bienen stehen ganz oft auf ihrem Speiseplan. Schon die Larven der Gottesanbeterin sind große Räuber und gehen auf Beutefang.
Merkmale und Besonderheiten
Die Gottesanbeterin ist einzigartig unter den Insekten, denn sie kann ihren Kopf um 180 Grad drehen. An ihrem dreieckigen Kopf fallen sofort ihre großen Facettenaugen auf. Sie kann bis zu 20m weit mit ihnen sehen. Jedoch hat sie nur ein Ohr, das sich unter ihrem Bauch befindet. Mit diesem empfindlichen Hörsystem kann sie sogar Ultraschallwellen wahrnehmen und sich so rechtzeitig vor ihrem Feind, der Fledermaus, in Sicherheit bringen. Weiters tarnt sich die Mantodea als welkes Blatt, Grashalm oder als Ast, um vor ihren Feinden und ihrer Beute unentdeckt zu bleiben. Sie gilt als Meisterin der Tarnung und kann grün, gelblich oder braun gefärbt sein.
Die Fangschrecke ist eine gefräßige Kampfkünstlerin, das Ergreifen ihrer Beute erfolgt nämlich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70m/s. Diese Eigenschaft der Gottesanbeterin findet sich sogar in einem berühmten Kampfkunststil wieder.
Fortpflanzung
Das spektakuläre Paarungsverhalten dieser Insekten findet zwischen Sommer und Herbst statt. Dabei kommt es manchmal vor, dass das Weibchen während der Befruchtung das Männchen verspeist. In den meisten Fällen schützt ein Balzritual, ähnlich einem Tanz, das Männchen vor dem Gefressenwerden. Einige Tage nach der Paarung legt die weibliche Gottesanbeterin 100 bis 300 Eier in kokonähnlichen Ootheken an Pflanzen oder Wänden ab. Diese Kokons schützen die Eier vor dem Austrocknen und vor kalten Temperaturen. Das ist wichtig, denn die Eier müssen in den Kokons überwintern. Im Frühling durchbrechen die Larven die Oothek und schlüpfen heraus. Dabei häuten die sich auch zum ersten Mal. Ihre Körpergröße beträgt dabei einige Millimeter. Schon die Jungtiere sehen aus wie kleinste Gottesanbeterinnen. Nach mehreren Häutungen sind sie ausgewachsen und leben bis in den Spätherbst.
Jedes Jahr beobachte ich gerne diese außergewöhnlichen Insekten, die sich in unserem Garten sichtlich wohlfühlen. Außerdem habe ich einige meiner Schnappschüsse angefügt




